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Weißbuch der Provinzkommunikation: Fallstudie #17 – die Phantompartnerschaft

Von Christian Schröter, 2. August 2025, Lesedauer 2 Minuten, 7 Sekunden

Weißbuch der Provinzkommunikation: Fallstudie #17 – die Phantompartnerschaft

  • Oder: Wie man mit einem Anzeigenversprechen Aufmerksamkeit bindet und danach in Deckung geht

#Gütersloh, 2. Juli 2025

Modus Operandi

  • Zunächst schicke man eine #Pressemitteilung. Freundlich, verbindlich, PR bekömmlich.
  • Dazu eine fix und fertig designte Anzeige – das nennt sich in der Provinz: «Wir meinen es ernst«.
  • Dann formuliere man nebulös: »Sobald wir renoviert haben, wollen wir dauerhaft mit euch zusammenarbeiten.«
  • Und: »Bitte macht uns schon mal ein Angebot.«

Das Opfer – in diesem Fall ein unabhängiges Magazin – wird weichgekocht durch den Eindruck gegenseitiger Wertschätzung. Es investiert: redaktionell, technisch, emotional. Das Opfer ist zu diesem Zeitpunkt noch in der Hoffnung, es handele sich um professionelles Verhalten.

Phase 2: die #Verdunstung

Gegen Jahresende meldet sich das Büro erneut. Nein, man sei noch nicht so weit. Aber man melde sich »ganz bestimmt«, »bald«, »Anfang 2025«. Eventuell. Vielleicht. Irgendwann.

Phase 3: die Enthüllung

Die Anzeige, die »eigentlich« für das Magazin bestimmt war, erscheint bei einem Mitbewerber. Offenbar wurde das Angebot an der Tür verwechselt – oder vielleicht auch einfach bei der Gelegenheit jemandem in den Schoß gelegt, der wichtiger wirkt. In der Provinz ein gängiger Reflex: Wer die lautere Lobby hat, bekommt das Kuchenstück.

Phase 4: der Rückzug in die Nebelzone

Auf höfliche Nachfrage reagiert das Büro – irritiert. Man sei ja »noch gar nicht fertig« mit der Renovierung. Das ist Provinzcode für: »Wir haben keine Lust, das jetzt zu erklären.« Oder: »Wir haben’s einfach vergessen. Oder verdrängt. Oder verlagert.« Als das Magazin sich höflich, aber deutlich zurückzieht, kommt die Empörung: Wie können Sie uns so missverstehen? Antwort: Weil wir lesen können.

Einordnung ins #Weißbuch

Diese Masche nennt sich »#Phantompartnerschaft«. Ziel ist es, Medienhäuser durch Scheinverbindlichkeit zu binden, ohne je etwas liefern zu müssen. Es entsteht kurzfristige Sichtbarkeit für die eigene PR, zum Preis langfristiger Glaubwürdigkeit.

Typisches Vokabular in dieser Taktik

  • »Wir planen gerade noch«
  • »Wir haben uns noch nicht entschieden«
  • »Wir melden uns ganz bald«
  • »Wir haben nur mal vereinzelt geschaltet«
  • »Oh, das war nicht gegen Sie gerichtet«
  • »Die Budgetplanung ist noch nicht abgeschlossen«
  • »Die Budgetplanung ist schon abgeschlossen«

Lektion

In der #Provinz muss man nicht offen lügen. Es reicht, so zu tun, als wäre man interessiert – und dann einfach nichts mehr zu tun. Die Folgen? Trägt das #Gegenüber. Also das #Medium. Oder der Idealist, der dachte, es gäbe so etwas wie professionelle Fairness.

Wie sagte einst ein Lokalpolitiker hinter verschlossener Tür: »Wer hier glaubt, Vertrauen zählt, hat die Spielregeln nicht verstanden.«

Original Content Weißbuch der Provinzkommunikation: Fallstudie #17 – die Phantompartnerschaft bei Gütsel Online …

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